Ich flehe (Begging)

Übersetzung Josefine Berkholz


Ich bin die weichste Person die du je gern gewesen wärst.
Ich bin ein Flickern.

Wenn ich die Halle betrete hält der Raum den Atem in der Kehle

Stockt es still.
Ich bin euch sofort aufgefallen. Ich bin wenn ich will

Ein Japsen in deinem Satz schau mich an.

Schau mich ruhig an. Ich bin

genau wo ich hingehöre, ich bin einer von den Boys, ich bin das Tier

mit dem schönsten Gefieder ich bin hier nicht selbstverständlich ich bin

doch der beste Beweis dass es geht ich bin im Gedächtnis geblieben ich

bin so klug für mein Alter ich bin aufmerksamer als ich aussehe ich bin die

größte Hoffnung der Kreisliga ich bin der beste Beweis ich bin doch wirklich

der beste Beweis ich bin dankbar heute hier sprechen zu dürfen ich bin ein

Arsch auf zwei Beinen ich bin natürlich vorbereitet ich bin so aufgeweckt

ich bin die Liebe deines Lebens ich bin so ein kritisches junges Mädchen

ich bin die Stimme einer entzündeten einer sich räuspernden einer Generation

die ja sonst oft so undeutlich spricht.

Ich bin da positiv aufgefallen ich bin ein

angesehenes Mitglied ein ansehnliches Mitglied ein anständiges Mitglied dieser Klassen

Gemeinschaft ich bin der beste Fick deines Lebens ich bin wirklich die gute Seele

ich bin damals so jung gewesen ich bin wie eine Schwester für dich ich bin ein

verlässliches Stück deines Wegs ich bin ein Rücken in der Brandung ich bin hand

habbarer als ich aussehe ich bin immer besonders gewesen und ich bin immer

ein Sonderweg ich bin der Sonnenschein der Familie ich bin ein Name wie ein

seidener Faden wie eine Stolperfalle wie ein Lied ich bin es, auf die ihr jetzt alle schaut

ich habe alles ver gessen.

I am the softest person that you ever longed to be. I am a tremor.

When I enter the hall the whole room’s breath is staggered

stopped-still. You couldn’t help but notice.

I am, if you will,

a gasp cut in your sentence, look at me.

It’s okay, you can look at me. I am

exactly where I was meant to be, I am one of the boys,

I am the beastwith the most flamboyant feathers, I am not taking this for granted I am

the best proof that it’s possible I have made an impression I am

so clever for my age I am more attentive then I look I am

the greatest hope of the district league I am the best proof am I not

the best possible proof I am grateful for the opportunity to be speaking

here today I am a piece of ass of course I came prepared I am so bright

I am the love of your live I’m such a critical-minded young lady

I am the voice of a sore, a throat-clearing, a generation that sadly

often slurs it’s speech, in this respect I’ve been a positive exception I am

a reputable member a respected member a presentable member of this class

community I am the best fuck of your life I am truly the linchpin

I was so young back then I am like a sister to you I am

a reliable part of your path I am a back as hard as rock I am easier

to handle then I look I have always been exceptional and I am always

the exception I am the greatest joy of the family I am a name like a ribbon

like a riddle like a silver thread it is me you are all looking at now

I have forgotten every thing.

Das Jahr der geköpften Statuen

Es gibt keinen legitimen Anspruch mehr auf es gibt keinen

Sinn mehr in der Suche nach den besseren Wörtern wir haben

anderes zu tun wir hatten so vieles anderes haltet mich nicht

auf mit einer Erklärung mit einer besseren Formulierung mit

dem richtigen Ton wenn ich euch kopflos erscheine vor den

Kameras dann weil ich all meine Köpfe geworfen habe ich

brauche sie nicht zurück, Anscheine kümmern mich nicht

mehr und ich trage meinen Rücken mit Stolz auf den Markt

wenn die Höflichkeit wenigstens mit sich brächte was uns

versprochen wurde aber auch daran glaube ich nicht mehr es

ist der Sommer der geköpften Statuen, ich binde meine

Schuhe nicht mehr zu ich achte nicht mehr auf die Geräusche

meiner Sohlen ich bin da gewesen. Ihr habt mich nicht

gesehen. Ihr habt meine Rede auf diesem Treffen schonwieder vergessen,

vermutlich hatte ich zu viel gelacht aber ich

bin da gewesen, ich habe mir auf dieser Plattform wie auf

allen anderen alle Beine in all meine Bäuche gestanden, ich

habe meine Füße heruntergeschluckt ich habe eure

patschenden Hände auf meinen Schultern erduldet ich habe

im richtigen Winkel genickt ich habe Dankbarkeit geheuchelt

und das ein oder andere mal – ich vergebe mir selbst dafür –

auch wirklich empfunden, ich habe eure Argumente mit

Wohlwollen zusammengefasst ich habe die Sprache der

Gefasstheit gelernt ich habe in allen erlernten Zungen

gesprochen als passten sie mir wie die eigene Haut ich habe

an Koalitionen geglaubt an den Austausch kleiner Geschenke

in lautem Papier, aber jetzt ist der Sommer der allerletzten

Illusionen ich stehe für dieses Gespräch nicht mehr zur

Verfügung es ist der Sommer der letzten Versprechen der

allerletzte Sommer der tägliche Waldbrand ich entwöhne

meinen Körper den Bewegungen die er gelernt hat ich

behalte alles weiche für mich und die meinen an einem

sicheren Ort. Ihr werdet diesen Teil von mir nicht mehr zu

Gesicht bekommen ich kehre was ich an Raufläche habe

bringe ich auf ich will alle Scharten die ich ansammelte und

bewahrt habe im Gesicht tragen ich will keine Versöhnung

mehr heucheln überlass meinen Gliedmaßen das sprechen

wenn sie sich überschlagen sollten ist das schon richtig wer

bist du von mir Benehmen zu fordern, Interpunktion,

Verständlichkeit oder Geduld wer bist du mir die Hände

beruhigend auf die Schultern zu legen wer bist du von mir

irgendetwas zu verlangen als Wasser, unsere Körper haben

nicht vergessen, und sie geben das formulieren jetzt auf was

als Nächstes aus ihnen bricht werde auch ich mir nicht

vorauszusehen die Mühe machen vielleicht wird es aus

eigener Kraft schreien ein Gramloch sein ein Krater ein

gewaltiger Strudel reißt uns hinein es ist der Sommer der

abgebrochenen Gespräche der brennenden Viadukte der

zusammenhanglosen Howls der reißenden Fasern cling to

your Rudel, möge es dich retten oder nicht aber wo du stehst

stehst auch du auf besessener Erde der Boden ist flüssig

geworden ist corporate ist Schutt auch deine Füße nähren

den Hunger pass auf wo du hintrittst pass auf dass du sicher

auf deinen Fußsohlen stehst beug dich am besten in den

Knien beug dich bereite dich besser vor ich

The year of beheaded statues

There is no legitimate call to no sense left in the search

for the better words we have other things to do we had so

many other things don’t hold me up now with explanations

with a more elegant expression the appropriate tone if I seem

like I’m lacking my senses its because I have thrown all of myheads

I do not need them back I don’t care about

appearances anymore and I carry my back to the market with

pride. If civility

could at least buy us what had been promised but in this also

I do not believe anymore it is the summer of beheaded

statues I don’t tie my shoes now I don’t mind the sound of my

soles anymore I was there. You didn’t see me.

You have already forgotten my speech at that gathering I guess I had

been laughing too loudly but I was there I have kicked my

heels up to my ankle into each of these platforms I have

swallowed my feet I have borne your soggy hands on my

shoulders I have nodded in exactly the right angle I have

feigned gratefulness and now and then – for this,
I forgive myself – even felt it

I have charitably summed up your points I have learned the

language of temperance I have spoken in all acquired tongues

as if they fit me like my skin I have believed in coalitions the

exchange of small gifts in swishy paper but now is the summer

of last-ditch illusions I don’t lend myself to this conversation

anymore it is the summer of last promises the very last

summer the daily wildfire I wean my body off the motions

learned I keep everything soft to myself and mine you will not

catch this sight of me again I comb out what raucous I have I

muster I want to wear each gash I gathered and kept on my

face no more will I play reconciliation leave the talking to my

limbs if they spin over they are right to who are you to ask me

for manners, punctuation, tangibility or patience who are you

to hold my shoulders soothingly under your hands who are

you to ask me for anything but water our bodies have not

forgotten and they are now giving up on eloquence,
what next bursts from them I too will not bother to foresee may be

it will be able to scream for itself will be a sorrowhole a crater

a great vortex pulls us under it is the summer of aborted

conversations of burning viaducts of incoherent howls of

ripping fibers cling to your pack may it save you or not but

where you stand right now you too are standing on

propertized earth the ground is fluid is corporate is soot your

feet as mine are feeding the hunger you better watch your

step you better hold your feet you better bend your knees a

bit you better be prepared I.



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